DAS GRÖSSTE MAGAZIN DER STADT

Lange Arme, lange Beine, unkonventioneller Typ. Was unserem Fotografen Giovanni stehen würde, sieht Michael auf den ersten Blick. Die Texterin findet das Design auch sehr smart –und ja, gelegentlich kaufen hier auch Damen ein. Seit 45 Jahren existiert das Geschäft am Eppendorfer Baum, und das handverlesene Angebot internationaler Modelabels macht es zu einer Boutique im besten Sinne. Der Gründer gab ihm bis 1999 seinen Namen, Windmöller, damals unter anderem auch im Hamburger Hof, einige erinnern sich. Labels wie Jean Paul Gaultier oder L’Uomo brachte der Design-­Visionär Windmöller in den 1980ern nach Hamburg, vorbei die Zeiten der grau-blauen Anzug-Uniform.

Jürgen Flebbe, daher der heutige Name, übernahm das stets inhabergeführte Geschäft um die Jahrtausendwende, da war der heutige GF Michael auch schon dabei. Mit 18 Jahren stieg er in genau dieses Modebusiness ein und hat eine Menge Trends kommen und gehen sehen. Da er wahnsinnig gern durch die Welt reiste, war er im Hauptberuf Flugbegleiter, Wochenenden in Miami und New York, Jetset. Aber immer, wenn er „frei“ hatte, stand er im Laden. Und als Jürgen Flebbe seinerseits in den Ruhestand gehen wollte, hängte Michael das Steward-Jackett doch an den Nagel und übernahm das Geschäft.
Auch weil das Team hier schon so lange zusammensteht, ist es für manchen Kunden, wie nach Hause zu kommen.

Die mit 30 Tonnen edlem Travertin-Stein ausgekleideten Räume sind für sie ein zweites Wohnzimmer oder eher Ankleidezimmer. Und da hat ja privat auch nicht jeder die Kopie eines Tizian-Gemäldes hängen: „Die himmlische und die irdische Liebe“, angefertigt von einem direkten Schüler des venezianischen Meisters, das Original von 1514 hängt in der Villa Borghese in Rom. Es sind diese großformatigen und auch die kleinen Details, das Auge für Besonderheiten, das interessante Gespräch, die den Charme der Boutique ausmachen. Das Team, wie die Personal Shopper aus dem TV, denkt stets schon einen Schritt voraus: Für Stammkunden wird ein Stück auf gut Glück bestellt, das zur Garderobe passen könnte. So kommt der Anwalt eben grad zur Tür rein und ist nach vier Minuten wieder raus: einen leichten Trench unterm Arm – probiert, gekauft.