Küchenfreunde
SPOTLIGHT GÄNGEVIRTEL
Text: Simone Rickert Fotos: Giovanni Mafrici
Diesen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe 63
„Nach Lust und Laune!“, so beschreibt Thomas die Karte seines Restaurants, das er bescheiden ein „liebevolles Bistro“ nennt. Es werden Klassiker serviert, ein goldenes Wiener Schnitzel, auch mal Königsberger Klopse und immer ein fantastischer Caesar Salad. „Regional, saisonal, blah, blah, blah“, das sage inzwischen ja jeder. Er trifft den Geschmack der Nachbarschaft und darüber hinaus. Nicht zu fancy, aber fein, preislich so, dass die Leute auch zwei-, dreimal im Monat vorbeikommen. „Ich mach’ euch schnell was …“, sagt’s und reicht wenig später eine Etagere auf den Terrassentisch. Ah ja! Die „Kleinigkeiten“: Vorspeisen-Variation mit Tatar vom Heide-Rind, frischem Lachs an Koriander und Wasabi-Mayo neben Burrata mit Tomaten-Chutney mit Kreuzkümmelnote, inspiriert von einem Urlaub in Marokko, alles ein bisschen aufgeschnappt und dann wieder eigens weiterentwickelt. Thomas’ Frau hat vietnamesische Wurzeln, ihre Küche mit vielen Kräutern ist für ihn der Inbegriff von Frische. Dazu einen Negroni und der Grindel-Aperitivo ist perfekt.
Nicht gerade bei einer Küchenparty, sondern bei harter Arbeit in einem Berliner Spitzenhotel wurden Thomas Mayer und Johannes Schröder Anfang der 2000er Küchenfreunde. Über zehn Jahre machten sie das fordernde Spiel um Fine Dining und Bankett mit, an wechselnden Locations. Und sagten sich irgendwann: „16 bis 18 Stunden arbeiten, kaum Geld – das können wir auch allein!“ Sie dokterten an verschiedenen gastronomischen Konzepten herum und entdeckten eines Tages den gerade frei gewordenen Laden hier am Grindelhof. Es kamen im Laufe sehr erfolgreicher Jahre mehr Restaurants, auch Bars und Cafés dazu. Der ebenfalls gewachsene Kreis der Geschäftsführer erwog, das Grindel, den kleinsten Laden, abzustoßen. Doch das wollte Thomas nicht. Hier hatte alles angefangen, und für einen allein ist die Größe perfekt zu managen. Darum haben sie sich 2019 aufgeteilt, in weiterhin sehr freundschaftlicher Verbundenheit: Johannes und Tim Lang kümmern sich um das große Ganze, und Thomas lässt am Grindel weiter „das Herz schlagen“. Nirgendwo anders würde er lieber kochen, hier sind die Gäste cool miteinander, kein Chichi, und auch Stammkunden bedanken sich noch herzlich für jede „Extrawurst“.